Ein Meilenstein für die neue Stadtbibliothek
Bereits in den Jahren 2016 und 2017 entstand im Zuge der damaligen Schlossplanungen die Idee, den Innenhof durch die Ansiedlung der Stadtbibliothek in Haus 9 zu beleben. Eine erste Vorplanung wurde durch das Büro HJW aus Leipzig erstellt, doch damals fehlten die finanziellen Möglichkeiten zur Umsetzung. Erst im Jahr 2022 eröffnete sich mit dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ die Gelegenheit, dieses Vorhaben in Angriff zu nehmen.
Das Gesamtprojekt umfasst rund zwei Millionen Euro. Zwei Drittel davon werden durch Fördermittel von Bund und Land getragen, das verbleibende Drittel finanziert die Stadt selbst. Im anschließenden Ausschreibungsverfahren setzte sich das Büro Sahlmann und Partner aus Leipzig durch. Der Vorteil liegt darin, dass hier Gebäudeplanung, technische Gebäudeausrüstung und Statik in einer Hand liegen. Nach Überarbeitung der Pläne und der Kostenschätzung wurde der Bauantrag eingereicht.

Wie so oft bei historischen Gebäuden brachte auch dieser Standort besondere Herausforderungen mit sich. Umfangreiche Abstimmungen mit der Brandschutz- und der Denkmalbehörde führten zu einer Genehmigungsphase von insgesamt elf Monaten, von April 2024 bis März 2025. Parallel dazu konnten mit Teilbaugenehmigung bereits Abriss- und Bodenaushubarbeiten beginnen.
Mit Beginn der Hauptarbeiten übernahm die Firma MSN Lochasz Bau GmbH die Ausführung der Mauer- und Betonarbeiten. Vom alten Stallgebäude, das ursprünglich an dieser Stelle stand, sind heute nur noch wenige Mauerreste erhalten. Eine statische Nachnutzung der alten Feldsteinwände war nicht möglich, da sie sich als unzureichend tragfähig und zusätzlich stark mit Nitraten belastet erwiesen. Auch das Dachtragwerk war durch Schädlingsbefall stark geschädigt und musste vollständig abgetragen werden. Verwertbare Holzelemente werden später wieder eingebaut, andere originalgetreu ersetzt. Das hierfür vorbereitete Holz liegt bereits auf der Baustelle bereit.
Aus diesen Gründen entschieden sich Planer und Stadt früh für eine sogenannte Haus-in-Haus-Konstruktion. Alle tragenden Bauteile stehen auf einer neuen Bodenplatte, wodurch die historischen Außenmauern statisch entlastet werden. Besonders für eine Bibliothek ist diese Bauweise von Vorteil, da die Tragfähigkeit der Decken durch das Gewicht der Bücherregale hohe Anforderungen stellt.
Zugleich wurde in der Planung die künftige Verbindung mit Haus 10 berücksichtigt. Daraus ergaben sich neue Anforderungen an die Rettungswege. Nach Abschluss der Arbeiten wird Haus 10 barrierefrei zugänglich sein. Im Erdgeschoss entsteht ein gemeinsames Foyer mit Aufzug und sanitären Anlagen. Aktuell liegt das Bauprojekt rund zwei Monate hinter dem Zeitplan. Die Fertigstellung ist nun für das zweite Quartal 2026 vorgesehen. Trotz der Verzögerung bewegen sich die Baukosten nach der Vergabe der meisten Gewerke weiterhin im geplanten Rahmen.
Auch in Haus 10 selbst hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Nach massiven Schäden durch Marder und Waschbären musste das Dach vollständig erneuert werden. Die Sanierung erfolgte denkmalgerecht, einschließlich der kleinen Gauben, und umfasste auch Boden- und Malerarbeiten im Inneren. Diese Maßnahme beläuft sich auf rund einhunderttausend Euro, wovon etwa siebzigtausend Euro durch Fördermittel abgedeckt werden. Der Abschluss der Arbeiten steht kurz bevor.
Bürgermeister Tobias Meier würdigte beim Richtfest die Bedeutung des Projekts:
„Mit dem heutigen Richtfest schreiben wir ein Stück Stadtgeschichte fort. Was 2016 als Idee begann, wird nun Realität: eine Bibliothek, die den Schlosshof belebt und unser Stadtzentrum stärkt. Dank der Städtebauförderung konnten wir ein Vorhaben umsetzen, das Bildung, Begegnung und Kultur miteinander verbindet. Die Herausforderungen waren groß, von Genehmigungen über Denkmalschutz bis zur Bauplanung, doch das Ergebnis wächst sichtbar heran. Dieses Haus steht nicht nur für Bücher und Wissen, sondern für die Zukunft unserer Stadtmitte. Mein Dank gilt allen, die mit Geduld, Fachwissen und Engagement dazu beigetragen haben, dass wir heute hier stehen können.“
Das Richtfest markiert damit nicht das Ende, sondern den erfolgreichen Abschluss einer entscheidenden Bauetappe. Mit der neuen Stadtbibliothek in Haus 9 wird das Schlossensemble künftig um einen zentralen, öffentlich zugänglichen Ort bereichert, der Geschichte und Moderne verbindet und den Schlosshof zu neuem Leben erweckt.

